OSZ TIEM, BERLIN

                   

 

 

 

 

 

Didactical path (OMAC Lehrerbeitrag aus dem OSZ TIEM in Berlin):

7.2.3.C     FREEDOM OF CONSCIENCE AND RELIGION:

Subject:    Deutsch,

Gymnasiale Oberstufe, Unterricht im 2, Halbjahr der 12. Klasse

 

 

Schwerpunktthema:     Freedom of religion

 

Abiturvorgabe: Lyrik aus dem Barock im Vergleich mit modernen Gedichten

Rahmenplanvorgabe: Literatur und Sprache im Vergleich

 

Beschreibung eines Kursschwerpunktes im Fach Deutsch in der 12. Klasse des Beruflichen Gymnasiums:

 

Zur Erarbeitung des historischen Hintergrundes wurde den Schülern ein Film über die Habsburger und den Beginn und Verlauf des 30-jährigen Krieges gezeigt, an dem deutlich wurde, dass sich aus einem Religionskrieg eine Auseinandersetzung um Machtinteressen, z.B. über die Vorherrschaft im Ostseeraum, entwickelte. Kurz wiederholt wurden dabei die Ursachen von Reformation und Gegenreformation sowie die Entstehung von Union und Liga.

 

Danach wurden Gedichte zum Thema Krieg behandelt, z.B. von Andreas Gryphius Tränen des Vaterlandes. Daran wurde die Mahnung des Memento mori! Als typi-sche Haltung im Barockzeitalter erarbeitet sowie der Aufbau des Sonetts be-handelt, zu dem es die Meinung gibt, dass die Vorliebe für diese strenge Gedichtform in unruhigen Zeiten daraus resultiere, dass die Menschen ein besonderes Bedürfnis nach Orientierung und Halt suchten.

Das Vanitas-Motiv und die Haltung des Carpe diem!  wurde an Gedichten wie Vergänglichkeit der Schönheit  von Hofmannswaldau  deutlich.

 

Diese Janusköpfigkeit der Barockzeit ist für die Schüler schwer nachvollziehbar gewesen, daher wurde eine Kurzform von Grimmelshausens Schelmenroman Die Abenteuer des Simplicius Simplicissimus Teutsch gelesen, in dem sich das Auf und Ab in den Zeiten des 30-jährigen Krieges spiegelt sowie Sozial- und Kirchen-kritik  finden lässt. Der Abschied von der Welt und die Entscheidung, als Ein-siedler zu leben, um nicht immer wieder sündig zu werden, blieben den Schülern aber fremd.

 

Daher wurden in Gruppen Gedichte behandelt, in denen die Dichter nach dem Sinn des Lebens fragen. Ausgegangen wurde von Epigrammen von F. v. Logau, über M. Claudius Der Mensch, Mörikes Gebet, D. Bonhoeffers Von guten Mächten und Brechts Von der Freundlichkeit der Welt wurde immer wieder darüber diskutiert, welche Rolle die Religion bei der Sinnstiftung im Leben spielt, in welchen Zeiten sie im Widerspruch zur staatlicher Willkür stand.

 

Als Vergleich zu Grimmelshausens Roman wird nun B. Brechts Mutter Courage und ihre Kinder behandelt. Dieses Drama spielt auch vor dem Hintergrund des 30-jährigen Krieges und wollte vor einem großen Krieg im 20.Jahrhundert warnen.

Brecht befand sich bereits im Exil, als er an diesem Drama schrieb, seine Warnungen wurden vom Beginn des 2.Weltkrieges überschattet.

 

Am Ende des Semesters kann dann an Gedichten und Kurzgeschichten aus dem Bereich der Trümmerliteratur die Frage behandelt werden, ob durch die Kriegserfahrung Menschen ihren Glauben verloren haben bzw. dieser es ihnen ermöglichte, diese Zeiten zu ertragen.

 

Birgit Link-Neumann                                                                           Berlin, den 23.02.2010